9.Tag Reise auf das Dach der Welt

22.5.

Heute startete der Tag sehr früh. Um 3.45 Uhr mussten wir das Hotel verlassen und uns auf den Weg zum Flughafen machen, denn dort startete kurz nach 6 Uhr unser Flieger Richtung Lhasa in Tibet. Die Sicherheitskontrolle verlief dieses Mal unauffällig, zumindest für Lydia. Zwei Mitreisende mussten ihre Koffer öffnen, weil darin Feuerzeuge waren (verboten) und beim Doktor wurden sämtliche Medikamente inspiziert. Im Flugzeug gab es Frühstück, auf das wir wohl alle erstmal ungläubig herab starrten.

Zwei Orangenscheiben, ein trockenes Brötchen – ok. Ein Näpfchen mit etwas gekochtem Gemüse und darauf…. Ein halbes hundertjähriges Ei. Ja, diese schwarzen Dinger, die stinken und laut unserem Reiseleiter Leo auch nicht für unsere Mägen gemacht sind. Dazu in einer größeren Asiette gekochter Reis in schleimiger Konsistenz und mit wässrigem Geschmack. Ei und größtenteils auch Reis gingen von unserer Gruppe mehr oder weniger unangetastet wieder zurück. Alles andere – vor allem beim Ei – hätte wohl sonst zu einer Kotzorgie an Board oder ähnlichem geführt 😀

Angekommen in Lhasa erwartete uns unsere neue Reiseleiterin, nennen wir sie mal beim übersetzten Namen „Montag“. Mit dem Bus ging es 50 Minuten bis nach Lhasa und während der Fahrt durch die Berge erzählte uns Montag schon einiges über Tibet. Tibeter haben zum Beispiel nur einen Namen, sowas wie einen Familiennamen gibt es nicht. Die Lebenserwartung der Menschen war früher nicht hoch, oft starben sie schon in den 50ern. Heute schaffen viele es bis über 60/65 hinaus. In ganz Tibet gibt es noch etwa 50000 Nomaden. Es gibt verschiedene Bestattungsvarianten, die für uns wohl eher schwer vorstellbar sind…. Wasserbestattung (für Kinder), Erdbestattung (früher für Könige) oder auch Himmelsbestattung. Bei letzterem wird die Leiche auf den Berg gebracht, dort zerstückelt und verteilt. Das Fleisch wird dann von den Geiern gefressen. Größere Knochenstücke erhalten nachher nochmal eine Feuerbestattung und die Asche wird wiederum auf dem Berg verteilt.

Nach den Erzählungen des Arztes über die Höhenkrankheit hatten wir doch alle etwas Bammel vor der Ankunft in Lhasa. Ein Mitreisender erzählte den niedrigeren Sauerstoffgehalt der Luft würde man sofort beim Ausstieg merken. Dem war Gott sei Dank nicht so. Erstmal schien alles normal. Während der Busfahrt merkte man dann, dass man automatisch langsamer und tiefer atmete und manchmal das Bedürfnis hatte, richtig tief Luft zu holen. Gegen 10 Uhr kamen wir im Hotel an und legten uns alle erstmal ein wenig hin. Außerdem musste natürlich viel getrunken werden. Kurz nach 12 Uhr ging es in ein nahegelegenes nepalesisches Restaurant. Inzwischen verspürten die meisten ab und zu ein wankendes Gefühl (wie auf einem Schiff) und beim Laufen machten wir langsam, wie es der Arzt geraten hatte. Bei allem anderen ist man sonst gleich außer Atem. Das Essen war recht gut und bis zum Abend hatten wir Freizeit. Wir gönnten uns noch ein wenig Pause im Hotel bevor wir einen Spaziergang im Schneckentempo durch die Altstadt rund um den Jokhang Tempel machten.

Rund um diesen pilgerten hunderte Tibeter, einige schmissen sich immer wieder zum Beten auf die Erde. Alle hatten Gebetsketten, Gebetsmühlen u. Ä. in der Hand. Das alles vermutlich weil in Tibet gerade das Saka Dawa Fest stattfindet, ein Fest zum Gedenken an die Geburt, die Erleuchtung und das Nirwana des Buddhas.

Über einen Zeitraum von einem ganzen Monat werden viele verschiedene Zeremonien abgehalten, Mantras und Gebete werden rezitiert und Koras um unterschiedliche heilige Orte – z. B. den heiligen Berg Kailash – gegangen. Die Menschen stellen Butterlampen auf, verschönern die Klöster und Tempel, werfen sich nieder.

Jedenfalls sehr spannend zu beobachten.

Um 18 Uhr brachen einige von uns auf zu einem tibetanischen Abendessen inklusive Aufführung traditioneller Tänze und Musik. Mittlerweile geht es einigen Mitreisenden nicht mehr ganz so gut (Kopfschmerzen, Durchfall) , aber ernsthafte Symptome der Höhenkrankheit zeigt Gott sei Dank niemand. Das hätte für diese Person 3 Tage flach liegen in Tibet geheißen.

Nach dem anstrengenden Tag hieß es für uns früh ins Bett und dem Körper noch etwas Zeit zum Aklimatisieren geben.

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