11.Tag in Lhasa

24.5.

Vormittags stand für heute die Besichtigung des Jokhang-Tempels, eines der spirituellsten Tempel von Tibet, auf dem Plan. Dieser gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und befindet sich in der Altstadt auf dem Markt Barkhor. Barkhor beschreibt einen „mittleren Umrundungsweg“ und verweist auf den heiligen Weg, der den Jokhang umgibt und täglich von unzähligen Pilgern aufgesucht wird. Der Tempel ist ein Heiligtum, das jeder Tibeter mind. 1x im Leben besucht haben sollte. Die Pilger kommen, um die heiligen Schreine und Buddhas zu besuchen, zu ehren und um zu beten.

Den Andrang vor Ort kann man sich kaum vorstellen. Als Gruppe zusammen zu bleiben, war schier unmöglich, so dass wir schon vor dem Eingang unseren Arzt verloren. Bis das im Innenhof auffiel und er nachher wiedergefunden war, verging über eine halbe Stunde. Doch das Gedränge wurde noch schlimmer, beim Eintritt (oder besser auf den Metern vorher) des Gebäudes. Ein unglaubliches Geschiebe, Vorgedrängele und Gequetsche, dass man sich ernsthaft fragt, ob es dabei nicht schon mal Verletzte gab. Leider durfte auch hier nicht fotografiert werden.

Nach der Mittagspause im Hotel fuhren wir am Nachmittag zum Potala-Palast, der sich auf 130m über der tibetischen Hauptstadt erhebt. Um 14 Uhr hatten wir Termin und sorgten das erste Mal für Probleme, weil wir 15min zu früh waren. Also würden wir damit beschäftigt, die Eintrittskarten (bedruckt mit Ausweisnr.  aber ohne Name) unseren Reisepässen zuzuordnen. Danach wurde jeder Pass mit Eintrittskarte nochmals von einem Angestellten kontrolliert, bevor es zur Sicherheitskontrolle (übrigens sehr häufig in Lhasa, selbst beim Eintritt in die Altstadt) ging. Nach einigen 100m dann eine Absperrung mit Einlass und plötzlich Trubel, nachdem 14 von uns diesen schon passiert hatten. Erst gestern hatte die Agentur der Reiseleiterin nachgefragt und zur Antwort bekommen, dass es kein Problem sei, wenn eine Gruppe von 22 Leuten von nur 1 Reiseleiterin begleitet wird. Nun hieß es plötzlich, es dürften maximal 14 Personen sein. Unsere Gruppe bräuchte also 2 Reiseleiter. Gefühlt ging eine Ewigkeit ins Land in der nichts passierte, außer dass unsere Reiseleiterin pausenlos telefonierte, während wir, die wir es schon hinein geschafft hatten, warteten. Tatsächlich schickte die Agentur einen zweiten Reiseleiter, damit alle aus der Gruppe den Checkpoint passieren konnten. Danach verschwand er auch schon wieder. Es kam bei allen das Gefühl auf, dass diese Aktion reine Schikane war.

Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf den beschwerlichen Weg nach oben und mussten immer wieder Pausen einlegen. Über 260 Stufen erklommen wir bis zum Eingang des Palastes. Im Inneren folgten nochmal über 60 teils sehr steile Stufen. Die genauen Zahlen sind mir leider entfallen – wohl ein kleiner Datenverlust aufgrund des Sauerstoffmangels im Gehirn :-p

Der imposante Potala-Palast besteht aus einem älteren weißen Palast und einem etwas später errichteten roten Palast. Seit seinem Bau Ende des 17. Jahrhunderts war er die Residenz und der Regierungssitz der Dalai Lamas. Natürlich durften auch hier wieder keine Fotos gemacht werden. Wir besichtigten die Schlaf-, Meditations und Konferenzräume des Dalai Lamas. Auch einige Bibliotheken mit alten Gebetsbüchern, Räume mit riesigen Mandalas und Grabstätten verstorbener Dalai Lamas sahen wir. Dabei ist das Grabmal des 5. Dalai Lamas besonders riesig und besteht aus 3700kg Gold. Alle 999 Räume zu besichtigen ist natürlich nicht möglich. Wir durften uns nur 1 Stunde im Inneren aufhalten. Der Abstieg der zahlreichen Stufen fiel uns deutlich leichter und bot nochmal eine tolle Aussicht auf Lhasa und die dahinter liegenden Berge.

Da am nächsten Tag unsere 1,5 tägige Reise mit der Tibet Bahn starten soll, führen wir noch zum größten Supermarkt der Stadt. Doch die heutige Pechsträhne unserer Reiseleiterin wollte nicht abreißen, so standen wir vor einer Baustelle, da der Supermarkt wohl renoviert wird. Im zweiten Anlauf klappte es dann aber woanders und wir konnten uns alle mit Essen und Trinken für die Fahrt eindecken.

Zum Abschluss des Tages fand noch ein gemeinsames Abendessen statt, bei dem die Speisen nur sehr schleppend gebracht wurden. So war der Reis schon kalt als überhaupt die erste Beilage eintraf. Als Entschuldigung bekam nachher jeder von uns eine Gebetskette vom Restaurant geschenkt. Außerdem hatten wir vom Dach des Restaurants einen tollen Ausblick über die Stadt bis hin zum Potala-Palast. Bei dem Blick über die Dächer fielen die vielen wehenden Gebetsfahnen noch viel mehr auf, als von der Straße. Ein schöner Abschluss des Tages und Abschied von Lhasa, dem Zentrum des tibetischen Buddhismus.

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